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12.06.20 –
Die Pankower Grünen diskutieren derzeit intensiv, wie Lehren aus den Erfahrungen im Corona-Lockdown gezogen werden können. Eine große Lücke hat der Distanzunterricht offenbart: Die Nutzung digitaler Medien bei den Schulaufgaben funktioniert in der Grundschule mangelhaft. Effektives Lernen mit digitalen Medien ist bei Grundschulkindern oft nur unter Aufsicht möglich. Denn die meisten Kinder lassen sich von vielfältigen Medienangeboten ablenken.
Stefanie Remmlinger, bildungspolitische Sprecherin für Bündnis90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus und Abgeordnete für Pankow, erläutert: "Die Situation vieler Eltern ist derzeit sehr schwierig. Der analoge Unterricht wurde über Nacht ins Wohnzimmer verlegt und fand nur noch digital statt. Eltern wussten häufig nicht, wie sie gewährleisten sollen, dass ihre Kinder am Rechner auch tatsächlich ihre Aufgaben machen - und nicht spielen oder Videos anschauen. Wir wollen deshalb nach Möglichkeiten suchen, wie wir die Eltern hierbei unterstützen können.“
Technisch versierte Eltern schränken die Internet- und App-Aktivitäten ihrer Kinder oft mit kommerzielle Kindersicherungs-Apps ein. Weniger technik-affine Eltern stehen dem Problem hilflos gegenüber. Doch auch die meisten kommerziellen Kindersicherungs-Apps sind in ihren kostenlosen Varianten nicht für den Schulunterricht geeignet. Mit ihnen lassen sich oft nur ganze Portale oder Apps sperren – oder pauschal spezielle Kinderseiten zulassen.
Beim Lernen müssen aber auch Grundschulkinder Inhalte, die für Erwachsene erstellt wurden, ansehen können. Doch auch die Mittelalterdoku oder der Film über Wölfe in Brandenburg ist nach den pauschalen Kategorien der Kindersicherungs-Apps „Erwachsenen-Inhalt“ bzw. eben keine „Kinderseite“. Zahlreiche Youtube-Kanäle und Erklärvideos sind pädagogisch wertvoll, werden aber von Kindersicherungs-Apps nicht als Kinderinhalte erkannt.
Derzeit behelfen sich viele Eltern damit, ihre Kinder während des digitalen Lernens zu beaufsichtigen. Das ist aber nicht allen möglich. Es ist auch nicht pädagogisch sinnvoll. Ziel muss es sein, dass Kinder während ihrer Hausaufgabenzeit selbstständig unterschiedliche Inhalte, die für ihren Unterricht relevant sind, abrufen können. Dabei sollten sie nicht Werbung für Spiele und Spaß-Kanäle ausgesetzt sein. Zugleich sollten sie und ihre Eltern nicht mit den restriktiven Sperren kommerzieller Kindersicherungs-Apps kämpfen müssen.
Darum fordert die bündnisgrüne Fraktion Pankow in einem Antrag für die kommende Bezirksverordnetenversammlung „eine App oder eine kostenlose Software für alle Pankower Eltern bereitzustellen“, die auf freiwilliger Basis zu bestimmten Zeiten eingeschaltet werden kann, wenn fokussiertes Lernen notwendig ist.
„Es braucht eine App, die speziell für die Zeit des Digitalen Lernens eingerichtet wird. Idealerweise sollte auf ihr eine Whitelist laufen, die leicht handhabbar von Lehrer*innen und Eltern ergänzt werden kann. Auch Vorschläge der Schüler*innen sollten eingebracht werden können,“ erläutert die bildungspolitische Sprecherin der Pankower Grünen Julia Scherf die Idee. „Statt also pauschal Inhalte zu verbieten oder nur den speziellen Unterrichtsstoff vorzugeben, könnten Kinder so aus einer Vielzahl von Angeboten wählen.“
Stefanie Remmlinger betont: „Das muss nicht unbedingt eine App oder eine Software sein - das kann vielleicht auch über eine entsprechende Weiterentwicklung der vom Senat zur Verfügung gestellten Onlineplattform "Lernraum" geschehen. Darüber müssen wir diskutieren. Uns geht es darum, dass wir die Eltern hier nicht alleine lassen."
Eine solche „Lernzeit-App“ oder auch ein Lernraum hätten somit einen gänzlich anderen Inhalt als Kindersicherungs-Apps: Sie lässt ein Erklärvideo über die Atombombe zu, erlaubt aber während der Lernzeit nicht das Anschauen von Bibi Blocksberg. Sie kann problemlos von den Beteiligten der Lerngruppe gefüttert werden – auch die Schüler*innen können interessante Inhalte, die sie außerhalb der programmierten Lernzeit finden, allen zur Verfügung stellen.
Diese App sollte nicht-kommerziell und open source erstellt werden oder entsprechende vorhandene Software nutzen, und die Datensicherheit der Nutzer*innen wahren.
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