BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Fraktion BVV Pankow

Bitter: Hirsch und Hirschhof muss wandern

Eine der skurrilsten, aber auch eine der schmerzlichsten kommunalpolitischen Geschichten des Prenzlauer Bergs geht zu Ende – wenn auch nicht ganz:

Der Hirschhof, eine Grünfläche in den Tiefen der Prenzlauer Berger Hinterhofwelten zwischen Kastanienallee und Oderberger Straße, entstand Mitte/Ende der 1980er Jahre in einer bemerkenswerten Mischung aus immer selbstbewusster werdendem BürgerInnen-Engagement sowie trotziger, oft subversiv abgerungener, aber auch dem Mut Einzelner zuzuschreibender Unterstützung aus dem damaligen Grünflächenamt; immer argwöhnisch von der Staatssicherheit bewacht.

Der Hirschhof war somit in mehrfacher Hinsicht Symbol und Kristallisationsort einer erwachenden BürgerInnengesellschaft.

Aber er war nie eine öffentlich gewidmete Grünfläche – und schon gar nicht über öffentliche Flächen oder grundbuchlich gesichert zugänglich. Daran hat 1990 keiner gedacht oder darauf geachtet. War ja der Hirschhof; selbstverständlich öffentlich.

Mit den sich wandelnden Verhältnissen kamen neue Eigentümer und neue Grundstücksbegehrlichkeiten. Und es kam, wie es eigentlich nicht sein sollte, aber wie es – irgendwie für den Prenzlauer Berg typisch – kommen musste:
Nach jahrelangem Rechtsstreit haben die Eigentümergemeinschaften der Häuser Kastanienallee 10, 11 und 12 höchstrichterlich bestätigt bekommen, welche Anforderungen gegenüber der öffentlichen Hand bestehen, um nachweisen zu können, dass der Hirschhof am 3.10.1990 eine öffentlich gewidmete und auch öffentlich zugängliche Fläche war und damit das Verkehrsflächenbereinigungsgesetz zur Anwendung kommen würde.

Die Hürden für diesen Nachweis sind immens hoch und nach etlichen Zeugenaussagen vor Gericht, Archivgrabungen in allen Ebenen, Befragungen und Aktenrecherchen muss festgestellt werden: Der Nachweis kann nicht erbracht werden. Es kann nachgewiesen werden, wie viel und welche öffentliche Nutzung stattgefunden hat. Es kann fast personengenau nachgewiesen werden, wer sich wann zu welchem Kinderfest, zu welchem Konzert, zu welcher Theateraufführung, zu welcher Lesung oder auch einfach so auf dem Hirschhof aufgehalten hat.

Aber es reicht nicht. Eine Widmung als öffentliche Grünanlage ist das nicht. Somit musste das Bezirksamt die bittere Entscheidung treffen – auch um weiteren Schaden zu vermeiden, den Hirschhof zu räumen und den Eigentümergemeinschaften die alleinige Nutzung zu überlassen.

Das ist schon bitter, macht auch wütend, hilft aber nichts.

Das Bezirksamt wird nun die Stahlskulptur des Namensgebers in den Eingangsbereich des „neuen“ Hirschhofes in der Oderbergerstraße 19 stellen und hat sofort eine landeseigene weitere Fläche zwischen Oderberger und Eberswalder Straße vom Liegenschaftsfonds zurückerbeten, um den neuen Hirschhof erweitern zu können – für Spiel, Erholung, Kreativität und Veranstaltungen.

Gastbeitrag von Jens-Holger Kirchner, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung

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Ausschussmitglieder der Fraktion

Bezirksverordnete:

  • Peter Brenn, Sprecher für Stadtentwicklung

  • Mathias Kraatz, Umweltpolitischer Sprecher

  • Almuth Tharan

Bürgerdeputierte:

  • Karen Thormeyer
  • Volkmar Nickol (Stellvertreter)

 

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