BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Fraktion BVV Pankow

Kulturhaus Peter Edel – Zombie ohne Zukunft?

Ein Zombie ist ein Mensch, der, gefangen zwischen Leben und Tod, seiner Seele beraubt, willenlos umhergeistert. Ein „Bau-Zombie“ ist ein Gebäude, das – im Zustand zwischen Nutzung und Abriss verweilend – zerfällt und an Substanz verliert. Diese von einem Berliner TV-Sender eingeführte (oder wiederbelebte?) Kategorie zur Zustandsbeschreibung von Berliner Liegenschaften unterscheidet sich jedoch in einer grundlegenden Sache vom menschlichen Wiedergänger: Da es sich hierbei um eine Immobilie handelt, also um eine unbewegliche Sache, begibt sich die Seele auf Wanderschaft und geistert umher. Je morbider dabei der (Bau-)Körper, desto lebendiger scheint die Seele zu werden. Sie wabert, ebenfalls unfähig abzuleben, im kollektiven Gedächtnis und Bewusstsein vor sich hin, wird – aus Erinnerungen gespeist und mit neuen Ideen versehen – neu formiert und transformiert. 

Der „alte Geist“ des Kulturhauses Peter Edel in der Berliner Allee in Weißensee ist gewachsen aus Bluesfrühschoppen, „Edel-Jazz“-Musikabende, Disco, Tanz, Jugendweihe, Konzerte, Musicals, Kunstgalerien und vielem Mehr. So bunt wie das Blumenfest, so lebendig wie der Hexenkessel war das kulturelle Angebot. Die vielen Beiträge auf einer Internetseite für das Kulturhaus zeugen von dieser „lebendigen Zeit“.  Sie halten die bewegte Geschichte, den Kern der Seele, am Leben. 

Die Immobilie selbst wiederum nähert sich dem Zustand starker Verwesung, um im Bilde zu bleiben. Seit Jahrzehnten flossen zu wenig Mittel in den Erhalt der Substanz. Auf mindestens 4 Millionen Euro haben sich die Kosten für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen angestaut. 2006 sah sich der Bezirk aus Geld- und Personalmangel gezwungen, den Betrieb der Kulturstätte zu exkommunalisieren. Die Suche nach einem Betreiber, der in der Lage ist, den gesamten Gebäudekomplex mittels eines Erbbaurechtsvertrages zu übernehmen und zu sanieren sowie eine dauerhaft kulturelle Nutzung sicherzustellen (Seele!), begann. Doch sämtliche Finanzierungskonzepte ausgewählter und nicht ausgewählter Interessenten im Rahmen verschiedener Vergabeverfahren haben sich laut Bezirksamt im Voraus oder im Nachhinein als nicht umsetzbar herausgestellt. Im November 2009 wurde das Peter Edel offiziell stillgelegt. Die letzten Nutzer, ein Künstlerkollektiv, haben das Haus ziemlich genau ein Jahr später verlassen. Seitdem hat sich der Verfall beschleunigt.  

Im Unterschied zu jenen Untoten, die wir aus der Horrorwelt kennen, lassen sich Bau-Zombies, vorausgesetzt es wird rechtzeitig eingeschritten, wiederbeleben. Ein erster Schritt hierzu ist getan. Anfang Januar haben drei Interessenten ihre Nutzungs-, Finanzierungs- und Wirtschaftlichkeitskonzepte im Ausschuss für Finanzen, Personal und Immobilien vorgestellt. Nach weiterer Beratung in den Fraktionen haben die Mitglieder des Ausschusses Ende Januar einvernehmlich dem Bezirksamt das Mandat erteilt, mit einem der Interessenten Verhandlungen zum Abschluss eines Erbbauvertrages aufzunehmen. Insbesondere die plausible Finanzierung und der Umsetzungszeitplan waren ausschlaggebend für dieses Votum. 

Und die Seele? Ein Blick auf die vielen Konzepte und Ideen der unterschiedlichen Interessenten, die sich in den letzten Jahren für eine Wiederbelebung des Kreiskulturhauses am Weißen See eingesetzt haben, zeigt, dass es an Vorstellungen, wie die Immobilie genutzt werden kann, nicht mangelt. Im Gegenteil. Die neu-alte Seele ist lebendiger denn je. Das liegt in der Natur der Sache. Ein Kulturhaus mit kleinem und großem Veranstaltungssaal sowie angeschlossener Gaststätte und unzähligen Räumen an einem solchen Standort setzt gestalterische Fantasie frei. Auch, weil sich die Lage für Kreative und Kulturschaffende auf dem innerstädtischen Immobilienmarkt in den letzten Jahren nicht unbedingt entspannt hat.

Casus knacksus aus bezirklicher Sicht war bisher immer das Aufbringen der notwendigen Mittel zur Sanierung. Daran sind sämtliche Initiativen gescheitert. Einzelne ebenso wie Interessensgemeinschaften, staatliche ebenso wie private, gemeinnützige ebenso wie gewinnorientierte Träger. Nun scheint ein Betreiber gefunden zu sein, der diese Herausforderung stemmen kann. 

Obwohl bereits erste Ideen, wie das Haus an der Berliner Straße zukünftig mit Kultur beseelt werden soll, vorgestellt wurden, bleibt deren konkrete Ausgestaltung bisher vage. Kultur ist auch nicht das wirtschaftliche Standbein, auf dem das neue Konzept steht, sondern Bildung. Zur kulturellen Nutzung und zur Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit hat die Bezirksverordnetenversammlung indes klare Beschlüsse gefasst, die sicher stellen, dass das Kulturhaus Peter Edel nicht seiner Seele beraubt wird. Allerdings wird die Kultur nicht mehr die dominierende Nutzungsform sein. Das ist der Pferdefuß der sich abzeichnenden Lösung. 

Was von der Seele bleibt und ob diese wieder Einzug hält ins Kulturhaus wird Gegenstand der Verhandlungen und daher am Ende des Prozesses zu bewerten sein. Zunächst aber scheint möglich, was viele Jahre aus bezirklicher Sicht undenkbar schien: eine lebendige Zukunft für das Kreiskulturhaus Peter Edel.

 

Dennis Probst,

Vorsitzender des Ausschusses für Finanzen, Personal und Immobilien

 



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Ausschussmitglieder der Fraktion

  • Cornelius Bechtler (Fraktionsvorsitzender), Sprecher für Finanzen, Immobilien und Personal

  • Dennis Probst (Ausschussvorsitzender)

  • Daniela Billig (Fraktionsvorsitzende)


Bürgerdeputierte

  • Dr. Verena Toussaint
  • Sabine Wagner, Stellvertreterin

 

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