BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Fraktion BVV Pankow

Kulturensemble Thälmannpark/Eliashof - ein "Baustellenüberblick"

Grundsätzlich hätte die Diskussion um die Zukunft um das Kulturensemble schon im letzten Jahr beginnen müssen, als das Bezirksamt in seinem internen 19-Punkte-Programm zur strukturellen Sanierung des Bezirkshaushalts den Kulturstadtrat anwies, die Überführung in ein Treuhandmodell zu prüfen. Dies war ein klares Signal des Bezirksamts, hier zu einer Kostenentlastung kommen zu wollen. Der Punkt blieb jedoch von der Öffentlichkeit und auch den Betroffenen weitgehend unbeachtet, und tatsächlich hat der Stadtrat anscheinend weder mit Letzteren darüber gesprochen noch in diese Richtung etwas Erkennbares unternommen.

Was aber in diesem Kontext zu lesen ist, ist die Tatsache, dass sich das Kulturamt fürderhin mit einer Fortschreibung des Nutzungskonzepts für den Thälmannpark beschäftigte. Ein erster Entwurf hierfür liegt mittlerweile vor, der aber nicht als zukunftsfähig überzeugen konnte. Denn zum einen blieb das Papier bei einem reinen Aufzeigen der Stärken und Schwächen des Gesamtangebots auf dem Gelände stehen. Vorschläge, was etwa für eine bessere sozio-kulturelle Einbindung ins städtische Umfeld, eine stärkere konzeptionelle Verbindung der einzelnen Angebote und ein leichter vermittelbares Profil sorgen könnte, blieben Fehlanzeige. Der Nutzungskonzeptentwurf wies dafür aber einen enormen Sanierungsbedarf auf von erst einmal rund 6 Millionen Euro. Ein zweites Manko: das Nutzungskonzept spiegelt überhaupt nicht wider, dass die Zeit inzwischen weiter gegangen und eine neue Koordinate aufgetaucht war: Das Bezirksamt hat im März vor dem Hintergrund der Schülerzahlentwicklung die Rückumwandlung des Eliashof in eine Schule beschlossen und damit auch die Aufgabe, möglichst für die Kulturprojekte, die dort mittelfristig ausziehen müssen, ein neues Zuhause zu finden.

Um es klar zu sagen: aus meiner Sicht ist das Hinzukommen der Eliashof-Problematik für den Thälmannpark auch eine Chance, viel mehr als eine Bedrohung, auch wenn mir vollkommen klar ist, dass diese Sichtweise bei den Kulturschaffenden des Thälmannparks umgekehrt angekommen sein und schwer zu akzeptieren sein muss. In der von uns eingesetzten Projektgruppe wurde dies mehr als deutlich. Und die vielfach geäußerte Ablehnung ist für mich nachvollziehbar. Die neue Entwicklung um den Thälmannpark ging  für viele, die mit den anderen Debattensträngen nicht befasst waren, viel zu schnell. Nun verlangen wir von den derzeitigen AkteurInnen im Thälmannpark, sich  potenziell von Strukturen zu lösen, die über Jahre gewachsen sind, die sie zum Teil mit eigenem Engagement aufgebaut und in denen sie sich wohlgefühlt haben. Sich von Strukturen zu trennen, damit etwas Neues entsteht, erzeugt natürlich zumindest immer dann eine Gegenwehr, wenn die Veränderung nicht als Chance begriffen werden kann. Und das ist schwer in einer Situation, in der eine Seite in ihren Überlegungen und in ihrem Gedankenspiel für eine Lösung weiter ist als die andere Seite, die sich dementsprechend überfahren fühlt.

Ich werbe dennoch für eine optimistische, nach vorn gewandte Sichtweise des Prozesses, der in der Projektgruppe ausgehandelt wird. Hier sind alle Kulturprojekte sowohl des Thälmannparks als auch des Eliashofs vertreten und sie üben – zum Glück – einen enormen politischen Druck aus in Richtung Lösung der Probleme. Mit anderen Worten: Die schief gelaufene Schulentwicklungsplanung, der Eliashof und die Projektgruppe und also auch die Prüfung, wie viel Synergie aus Eliashof- und Thälmannparkprojekten hergestellt werden kann, sind der Grund, warum des jetzt gelungen ist, den Thälmannpark auf Platz Eins der Prioritäten-Anmeldeliste für das Förderprogramm Stadtumbau Ost zu setzen – und dies scheint derzeit der einzig realistische Weg, die Sanierung des Areals als Kulturareal bezahlen zu können. Nur deshalb konnten außerdem Sanierungsmittel für ein bauliches Gutachten frei gemacht werden (der Eliashof liegt im Sanierungsgebiet, der Thälmannpark nicht); und die Senatsverwaltung für Kultur hätte auch schwerlich, wie wir nun gehört haben, signalisiert, Mittel für die Erstellung eines überzeugenden kulturell-inhaltlichen Konzepts bereit stellen zu wollen, wenn es einfach um ein Weiter-So ginge. Nichts von alledem ohne den Druck auf Rot-Rot, die gemachten Fehler wieder gut zu machen.

All dies heißt nicht, dass es nicht ein für alle Seiten sehr anstrengender, schmerzhafter Prozess ist, den wir jetzt durchlaufen. Die passive Blockadehaltung des Stadtrats Dr. Nelken und seiner Linksfraktion sind aus unserer Sicht hier, gelinde gesagt, wenig hilfreich und weniger verzeihlich als die ein oder andere falsche Behauptung und aggressive Tonlage in der Auseinandersetzung vonseiten der Betroffenen. Aber dafür muss gewappnet sein, wer bei strukturellen Entscheidungen lieber inhaltlich-qualitativ statt mit dem Rasenmäher vorgeht und wer sich seiner Verantwortung für den ganzen Bezirk stellt. Ich darf in diesem Sinne für uns sagen: Unser Ziel ist, den Thälmannpark auch über diese Haushaltsberatungen hinaus als kulturelles Zentrum zu erhalten, seine Ausstrahlung und kulturell-künstlerische Bedeutung sogar noch zu erhöhen, um ihn umso resistenter gegen haushalterisch bedingte Anfechtungen zu machen. Und: es geht ganz sicher nicht darum, die Thälmannpark- und die Eliashof-Projekte einfach gegeneinander auszutauschen.

Ein Schelm, wer Anderes unterstellt.

Stefanie Remlinger
Fraktionsvorsitzende

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