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Berlin, 23. Oktober 2005
Pressemitteilung (Nr. 16/2005)
Am gestrigen Sonnabend wurde das „Denkzeichen“ am Haus 3 des Bezirksamtes an der Prenzlauer Allee der Öffentlichkeit übergeben. Es erinnert an die Opfer der hier seit 1945 bis mindestens 1956 betriebenen Haftstätte von NKWD und Staatssicherheit. Kultursenator Flierl, Kulturstadträtin Nehring-Venus sowie Volker Wild von der " Bürgerinitiative zur Errichtung eines Denkzeichens für die Opfer der ehemaligen Haftstätte Prenzlauer Allee“ sagten im Rahmen der Feierstunde, warum sie sich für die Ehrung der Opfer und Kenntlichmachung dieses Ortes im Stadtraum eingesetzt haben. Volker Wild setzte sich in seiner Rede auch mit dem „Mythos Antifaschismus“ in der DDR auseinander. Bereits 1998 hatte die Bezirksverordnetenversammlung von Prenzlauer Berg auf einen Antrag der CDU, der von Bündnis 90/Die Grünen vehement unterstützt wurde, ein Gedenken auf dem Gelände in der Prenzlauer Allee angeregt. Der Entwurf des Denkzeichens stammt von der Künstlerin Karla Sachse. Sie stellt Fragen, z.B. „wer verschwand im Keller ?“ oder „wer will wissen ?“ Nichts wissen von Geschichte, von Erinnerung, von differenzierter historischer Betrachtung wollten an diesem Tag solche, die u.U. die meisten Kenntnisse über das Geschehen in den Haft- und Folterkellern haben: Eine Gruppe vermutlich ehemaliger Stasileute, die lautstark und mit Transparenten die Feierstunde störten. Sie sahen offenbar in dem Denkzeichen einen Angriff auf ihre persönlichen Überzeugungen, ja wohlmöglich auf ihr Lebenswerk. Immerhin residierte die Bezirksverwaltung Berlin des MfS bis 1984 in mehreren Gebäuden an der Prenzlauer Allee, die heute zum Bezirksamt Pankow gehören. Ab dem Kriegsende 1945 wurden dort Menschen inhaftiert, darunter viele, die einfach der Errichtung der stalinistischen Diktatur im Wege waren, z.B. Sozialdemokraten. Diese Ereignisse sind heute Gegenstand der historischen Forschung und der geschichtspolitischen Debatte. Denn im Gegensatz zur sozialistischen Wirklichkeit der DDR ist so eine Debatte heute erlaubt und möglich. Jene, die am Sonnabend gegen das Denkzeichen protestierten, können und wollen offenbar nicht nachdenken.
Wer die repressiven Seiten der DDR erlebt hat, war gestern sehr, sehr froh, daß diese Leute Ihre Macht 1989 verloren haben.
Andreas Otto,
Fraktionsvorsitzender
Tel.: 030/ 902 95 50 07
fraktion@ buendnigruene-pankow.de
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